Beinprothese LED-Design

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Moderator: T.Hoffmann

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Leonie Zieger
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So, 05.06.16, 17:42

Bildschirmfoto 2016-06-05 um 18.33.43.png
Hi Kollegen 8)

ich würde euch gerne die erste und soweit ich weiß auch einzige LED-Prothese vorstellen, die ich letztes Jahr gebaut habe :)
Ihr könnt euch das Video entweder auf facebook oder youtube ansehen:


https://www.facebook.com/12693223105979 ... 6624388692

https://www.youtube.com/watch?v=vC2wNQcsXi8

Ich bin gespannt auf eure Reaktion :wink:

Liebe Grüße, Leonie
Zuletzt geändert von Leonie Zieger am Mo, 06.06.16, 22:56, insgesamt 1-mal geändert.
tommi
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So, 05.06.16, 18:39

Hey,

coole Sache! Hast du mehr Infos zu dem Projekt? War das mit Otto Bock zusammen oder einfach so ein Einzelprojekt? Und reagieren die Leds auf Bewegung? Also entweder IMU oder über EMG vielleicht?

lg Tommi
Ingbilly
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So, 05.06.16, 20:23

Nabend,

tja, das mögen alle die cool finden, die nicht selbst betroffen sind.

Ich (als Anwender) würde das Geld für diesen Gag lieber in Technik investiert haben. So sollten besser leichtere Verbindungsteile und Verstelladapter entwickelt werden, so daß ich nicht immer selbst meine Verschiebeadapter herstellen müßte, die 50% des Gewichts der kaufbaren Lösungen aufweisen.

Hab ich echt nichts dafür übrig, die "Normalos" die das jetzt cool finden, sollten mal ein Jahr mit mir tauschen, dann wüßten sie, was Schmerzen sind und wüßten, was es heißt, einen "Klotz am Bein" zu haben.

Gruß
Jürgen
tommi
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So, 05.06.16, 21:10

Servus,

ja ich bin zum Glück nicht betroffen und finde es trotzdem cool. Es schaut ja gut aus und ist mal was anderes als immer zu versuchen seine Prothese zu verstecken. Sowas kann helfen die soziale Akzeptanz zu steigern indem es die Prothese in den Mittelpunkt stellt. Es kann dann auch wieder Gelder für Forschung frei machen und somit auch dir helfen...

Und dass die Anbindung des Sockels über Weichteile *Haufen* ist steht ja auch außer Frage. Die sind ja normal nicht dafür gedacht große Druck und Scherkräfte zu übertragen. Das Einzige was wohl in Zukunft hier wirklich helfen kann ist Osseointegration aber das ist halt auch noch ziemlich weit weg bevor das Marktreif ist. Der Hautdurchgang ist etwas schwierig, nicht ohne Grund gibt es das im Körper fast nirgends außer bei den Zähnen...

Nur weil ich das cool finde, sage ich natürlich nicht sofort dass es cool ist eine Prothese zu haben...

lg Tommi
Ingbilly
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So, 05.06.16, 22:42

Nabend,

nun mal realistisch von der anderen Seite aus betrachtet:
Was daran soll dazu beitragen, die Akzeptanz von sowas zu beeinflussen? Sowas wird eigentlich nie akzeptiert, sondern eher bestaunt.
Es gibt daran wenig optisch zu akzeptieren. Mein Umfeld weiß darum und vergißt es oft, weil ich so gut damit klarkomme (kann auch ziemlich alles damit machen, es gibt Leute aus dem beruflichen Umfeld, die erst nach 20 Jahren davon Kenntnis genommen haben), aber er gibt für mich keinen nachvollziehbaren Grund das zu illuminineren.
Klar könnte man damit auf dicke Hose machen, mir wäre es aber lieber, wenn die Hilfe funktioniert und ich einfach mein Leben abspulen könnte, ohne daß ich ein Ausstellungsstück werde. Ich hab genug eigene Probleme, ich brauch auch nicht noch ein Schild rumtragen, auf dem steht "bitte nicht füttern".

Und das mit dem Geld für die Forschung kann man ganz schnell vergessen. Was hatten wir denn davon, daß dieser Pistorius auf der Aschenbahn rannte? Nix. Das interessiert keine Sau, nicht mal, als er extrem werbewirksam durch die Klotür geschossen hat.

Also, dann bitte diesen Blingbling in Forschung oder rein technische Entwicklung stecken und wenn diese Anbieterin da vom Fach ist, kann sie mir gleich mal weiterhelfen, wenn sie will. Ich bin für jede Verbesserung offen.
Aber dann nur, wenn es meine Performance und meinen Lebenskomfort erhöht, aber sicher nicht mit einer Gewegausleuchtung durch LEDs durch die Hose.
Was wirklich notwendig ist, ist die Forschungsrichtung "Gewichtsersparnis" und Dinge, die das Abrollverhalten verbessern. Also Carbontechnik und Verbindungtechnik.
Wir haben nur was davon, wenn es für uns brauchbar wird und nicht unsere Coolness durch LEDs für Andere unterstreicht.
Cool und leidensfähig sind wir weit mehr als jeder Nichtbetroffene.

Gruß
Jürgen
Leonie Zieger
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Mo, 06.06.16, 22:34

Hallo Jürgen,

natürlich bin ich vom Fach, das heißt aber nicht zwangsläufig, dass ich dir weiterhelfen kann.
Ich stimme dir absolut zu, dass es viele Patienten gibt, die mit allen Mitteln versuchen ihre Behinderung zu verstecken oder zu kaschieren und dass das selbst mit den besten Prothesen oft nur semigut gelingt, weil diese bis heute weder funktionell noch kosmetisch zu 100% das fehlende Körperteil ersetzen können. Aber wie Tommi schon sagt, kann genau das Gegenteil ebenso die Akzeptanz von Hilfsmitteln und Behinderungen in der Gesellschaft öffnen.
Ich habe einige Kunden, die sagen, dass sie ihre Prothese/Orthese möglichst extravagant und auffällig sein soll, weil sie sowieso in manchen Situationen auffällt und sie besonders Fragen, doofen Blicken etc schon im Vorfeld entgegentreten möchten...
Ich verstehe schon was du meinst und dieses Offensive ist nicht jedermanns-Sache, aber ich denke auch, dass es einfach Geschmackssache ist wie offen jemand mit seiner Amputation oder Behinderung umgeht. Dieser Kunde wollte ganz explizit eine Blink-Prothese haben und ist sehr glücklich damit :)

Die Funktionalität der Prothese ist keineswegs beeinträchtigt durch die "Illumination" (wie du es so schön gesagt hast), die man übrigens im Alltag natürlich aus ausstellen kann und dann eine schwarze Carbonoptik hat. Das komplette Hartschalencover ist für Reparaturen, Wartungen, Änderungen sogar abnehmbar, auch für den Kunden. Durch einfaches Lösen und Einsetzen zweier Schrauben kann er jederzeit zwischen unverkleideter (leichterer) und LED-Cover-Prothese tauschen, wenn er möchte. Die gesamte Versorgung habe ich selbstverständlich nach etlichen Anproben und Evaluierung der Schaftform erst durchgeführt. Das heisst: Der Schaft passt und mein Kunde ist schmerz- und druckstellenfrei. Dann erst haben wir zusammen das Konzept der Kosmetik entwickelt.
Ich kenne deinen Krankheitsverlauf, Amputationsgrund, Amputationshöhe, etc nicht, aber scheinbar bist du nicht zufrieden mit deiner Versorgung. Dass es immer wieder mal zu Druckstellen und Reizungen kommen kann ist klar und brauche ich dir nicht zu erzählen. Wie Timmi auch schon erklärt hat, sind diese Weichteile und der kleinere Knochenquerschnitt in erster nicht für die Belastungsaufnahme gedacht gewesen, also MUSS die Last umverteilt werden und das bedeutet selbstverständlich auch eine Mehrbelastung an anderen Stellen. Manchmal hilft auch ein Technikerwechsel, sogar schon innerhalb der Firma, von der du versorgt wirst, eine zweite Meinung könnte vielleicht schon helfen deine Schmerzen andersweitig zu behandeln?

Es gibt mittlerweile ultraleichte Teile, mit denen es möglich ist eine Unterschenkelprothese (von mittlerem Volumen) unter 1100 Gramm herzustellen, dein eigenes Bein wiegt normalerweise weitaus mehr und es ist auch nicht unbedingt für jede Situation sinnvoll noch leichter und noch leichter zu bauen...Dein Körper braucht einen halbwegs symmetrischen Gewichtsausgleich, damit sich keine muskulären Spätfolgen daraus bilden.

Für die industrielle Fertigung von Adaptern bin weder ich noch meine Kunden zuständig, weswegen ich nicht verstehe, warum ich das Geld von meinem Kundenauftrag in die Forschung stecken sollte. Große Zulieferer wie Otto Bock, Össur, medi, freedom etc. stellen diese her und forschen immer weiter und sehr innovativ nach patientenorientierten Lösungen hinsichtlich Gewichtsreduktion und Carbonfüßen oder sogar mikroprozessorgesteuerten Fußpassteilen. Hast du schon vom Propriofuß gehört? Gewicht ist zwar hoch, aber als Träger merkst du das Gewicht durch die energieeffiziente kompensatorische Elektronik nicht. Aber hey, das ist nicht mein Job, ich baue leidenschaftlich Arme und Beine und bin keine Ingenieurin bei einem dieser Zulieferer ;-)

Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen und wünsche dir noch eine schöne Woche.

Liebe Grüße, Leonie
Leonie Zieger
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Mo, 06.06.16, 22:55

Sooo und jetzt Hi Tommi :)

Danke erstmal, ich habe einfach einen Mini Li-Ion-Akku in die Prothese eingebaut, aber so dass der Kunde nur ein Kabel zum Laden anstecken muss.
Das GSM-Modul lässt sich über ein Computerprogramm oder aber auch übers iphone mit einer speziellen App programmieren, sodass zum Beispiel auch ein Schriftzug über die Prothese laufen kann. Noch besser/filigraner wäre das zwar mit einer flexiblen LED-Laufschrifttafel gegangen, aber da hätte die Hartschalenkosmetik (Carbonfaser) weitesgehend an Stabilität verloren und die LEDs wären nicht geschützt gewesen. So habe ich jetzt einen Schlauch mit "eingegossen" und die LEDs befinden sich auf der Innenseite der Prothese. Die ganze Hartschale ist aber natürlich abnehmbar, sodass auch noch Reparaturen möglich sind, wie schon im Kommentar oben geschrieben...

Das Ganze ist eigentlich lediglich eine Kooperation von meinem Patienten, der eine Firma besitzt (future-performance), die LED-Kostüme herstellen und mir als Technikerin gewesen. Ich war bis letztes Jahr bei der Firma rahm GmbH in Troisdorf beschäftigt, die sind auch am Ende des Videos mit Kontaktdaten eingeblendet. Die Versorgung ist ein Unikat und eine direkte Reproduktion ist bis jetzt nicht geplant. Ich überlege ob ich mich nach der Meisterschule im Bereich individuellem Prothesendesign wiederfinden kann und habe dieses Video gemacht um auch die Resonanz von potentiellen Kunden beurteilen zu können und ob es halt überhaupt Bedarf/Interesse an solchen Produkten gibt.

Danke für deine Fragen erstmal :) Ich hoffe ich konnte die einigermaßen beantworten!?

Was machst du denn beruflich, wenn ich fragen darf? Das mit der Osseointegration hörte sich so an als wenn du dich medizinisch auch ein bisschen auskennst? 8)

Liebe Grüße, Leonie
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