Abgehängte Deckenleuchte RGBWW direkt-indirekt

Anleitungen für "hausgemachte" LED Projekte

Moderator: T.Hoffmann

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Handkalt
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Di, 31.01.17, 21:34

Hallo miteinander,

bei mir sind wieder ein paar Dinge zusammengekommen, um ein Spaßprojekt zu verwirklichen. Hauptsächlich soll ein 15-m²-Raum ordentlich hell beleuchtet werden. Weil mir's gefällt (und damit's nicht zu einfach wird :evil:) soll die Leuchte eine runde Form bekommen. Und was wäre noch nett? Eine Tunable-White-Funktion. Eine Mischung aus direkter und indirekter Beleuchtung. Und aus Jux und Dollerei vielleicht noch eine farbige Beleuchtung. Wenn alles gut geht, soll das alles in einer Leuchte kombiniert werden.

Die Grundidee ist, das Konzept meiner Pendelleuchte von 2011 als abgehängte Deckenleuchte in groß, rund und mit RGB plus Warmweiß wieder aufleben zu lassen - und das zu kombinieren mit einem Deckenfluter à la ustoni.

Zum Zeitpunkt dieses ersten Postings habe ich schon einiges gemacht, bin aber noch nicht fertig mit dem Aufbau. Erfolg oder Scheitern am Ende kann hier also noch live mitverfolgt werden...

Ausgangspunkt war diese 1-m²-Platte leicht satiniertes Plexiglas aus dem Max-Bahr-Insolvenzverkauf (Schutzfolie rechts unten entfernt), die den Diffusor ergeben soll:
Acrylplatte.jpg
Nach ein wenig Rechnen (finanziell und größenmäßig) und einem Papp-Prototypen habe ich entschieden, dass 2 m LED-Stripe im Kreis angeordnet verwendet werden sollen. Ein solcher Kreis hätte einen Durchmesser von 200 cm / π = 63,66 cm. Der Diffusor soll die Form eines 10 cm breiten Rings haben. Dafür habe ich einen äußeren Kreis mit 73,66 cm und ein inneren Kreis mit 53,66 cm Durchmesser mit einem sehr improvisierten Zirkel aufgetragen:
Zirkel.jpg
Mit der Stichsäge und speziellen Sägeblättern (Bosch "clean for PMMA") habe ich den Ring dann "nahezu rund" ausgesägt (Foto noch mit Schutzfolie):
Diffusor.jpg
Als Träger für die LED-Stripes habe ich mir im Baumarkt eine 3 mm starke, einseitig weiß beschichtete HDF-Platte ausgesucht. Alu wie bei meiner Pendelleuchte wäre natürlich besser, wollte ich mir aber verarbeitungstechnisch nicht antun. Diese habe ich auch wieder gesägt, allerdings mit 5 cm Breite des Rings:
Trägerplatte.jpg
Weiter geht's dann mit den LED-Stripes...

-Handkalt
Zuletzt geändert von Handkalt am Mi, 01.02.17, 16:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Mi, 01.02.17, 16:01

Teil 2: die Erleuchtung des Rings.

Als weiße LED-Stripes habe ich mir die guten LumiFlex Performer 35 warmweiß ausgesucht. 2 m davon bringen laut Datenblatt 2440 Lumen. Der Diffusor schluckt natürlich davon wieder einiges, aber für eine direkte Beleuchtung hoffe ich erst mal, dass es reicht. Für RGB-LEDs habe ich hingegen ins absolut unterste Regal gegriffen und ein Billigstprodukt bestellt.
Beide Sorten von Stripes lassen sich alle 10 cm teilen, was ich dann auch gemacht habe. Die jeweils 20 Schnipsel habe ich im Kreis auf die beiden Seiten des HDF-Rings geklebt und die durchtrennten Leiterbahnen wieder verbunden. Die beiden Seiten sehen dann so aus:
RGBW-Ring.jpg
RGBW-Ring.jpg (129.44 KiB) 17616 mal betrachtet
Für das Verbinden der Leiterbahnen habe ich einiges ausprobiert, aber leider keine wirklich gute Vorgehensweise gefunden. Da man auf die Kontaktflächen der Stripes lötet, ist das ja eine Art von SMD-Löten. Nur dass man ein winziges, wegrollendes Stück Draht verlöten will, was auch noch zur Hälfte in der Luft schwebt. Selbst eine vergleichsweise gut gelungene Verbindung sieht leider nur so aus:
Stripe-Verbindung.jpg
Zur Stromversorgung und gleichzeitig wackelfreien Aufhängung an drei Punkten verwende ich Lautsprecherkabel. Die 2 x 3 = 6 Adern passen genau, um die RGB- (4-polig) und die Weiß-Leiste (2-polig) anzuschließen. Dazu habe ich den Ring im 120°-Abstand dreimal angebohrt, um je eine der beiden Adern des Lautsprecherkabels durchzuführen. Als Zugentlastung verwende ich das Innenleben einer Lüsterklemme. An die weiße Leiste habe ich das Lautsprecherkabel direkt angelötet; beim RGB-Stripe habe ich wegen des geringen Platzes noch eine dünnere Leitung dazwischengesetzt:
Aufhängung.jpg
Der Diffusor hängt wiederum am LED-Ring mit dreimal einer Schleife transparanten Perlondraht. Mal sehen, ob das wirklich auf Dauer ausreicht, oder ob ich auch herunterfallende Leuchtenteile erleben werde. Versuchsweise kann ich jetzt diesen Teil mal aufhängen und ausprobieren:
Aus.jpg
Aus.jpg (82.11 KiB) 17616 mal betrachtet
Weiß.jpg
Weiß.jpg (97 KiB) 17616 mal betrachtet
RGBW.jpg
RGBW.jpg (101.15 KiB) 17616 mal betrachtet
Als nächstes kann ich vielleicht was zum Deckenfluter und dem Controller schreiben.

-Handkalt
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Fr, 03.02.17, 09:30

Teil 3: Deckenfluter und Controller

Zum Deckenfluter gibt's nicht so viel zu sagen, hier habe ich einfach 1/3 der vorzüglichen Anleitung von ustoni nachgebaut, d. H. ich habe ein Nichia Chip on Board Modul NFCWJ108B mit Arctic Silver auf einen ModuLED9980-B Kühlkörper geklebt. Den Reflektor habe ich auch mitgekauft, bin mir aber noch nicht sicher, ob ich ihn verwenden werde. Als Konstantstromquelle habe ich die Meanwell LCM-25 gewählt, weil sie einen Steuereingang zum Dimmen hat und perfekt zu dem COB-Modul passt: benötigte Spannung für 700 mA bei mir 35,2 V; die KSQ geht da bis 36 V. Laut meinem "Energiekostenmessgerät" von Conrad nimmt sie primär ungedimmt 29,5 W. Der Wirkungsgrad wäre also knapp 84 %.

Wie steuere ich das ganze jetzt? Hier im Forum ist schon öfter das Mi-Light-System erwähnt worden, eine Art Billig-Alternative zu Hue. Und erfreulicherweise ist in diesem System relativ neu ein RGBWW-Controller mit passender Fernbedienung erhältlich, das Modell FUT039:
MiLight.jpg
Der FUT039 hat fünf Ausgangskanäle für rot, grün, blau, kaltweiß und warmweiß. Man kann ihn über die Fernbedienung grundsätzlich auf zwei Arten steuern: im Tunable-White-Modus und im RGBW-Modus. Wenn man auf den kaltweiß-warmweiß-Steuerbogen drückt, geht der Controller in den Tunable-White-Modus. Die RGB-Ausgänge sind dann abgeschaltet und man kann mit dem Steuerbogen die Farbtemperatur einstellen sowie mit dem rechten Balken dimmen. Wenn man auf das Farbrad drückt, geht der Controller in den RGBW-Modus. Hier kann man mit dem Farbrad die RGB-Farbe auswählen, mit dem rechten Balken dimmen sowie mit dem linken Balken weißes Licht (kaltweiß und warmweiß gemeinsam) zumischen. Das ist alles sehr sinnvoll gemacht. Zwei Dinge gehen nicht: 1. mit den RGB-Leds Mischfarben erzeugen, bei denen alle drei Grundfarben aktiv sind. Über den Farbring erreicht man nur Farben, die aus maximal zwei der drei Grundfarben gemischt sind. 2. die Balance zwischen kaltweißen und warmweißen LEDs ändern, wenn die RGB-LEDs aktiv sind. Im RGBW-Modus sind kaltweiß und warmweiß immer auf der gleichen Dimmstufe aktiv. Ansonsten gibt es noch diverse Farbwechselprogramme (Programmauswahl mit der M-Taste, Geschwindigkeit mit S+/S-), einen globalen Ein- und Ausschalter und einzelne Ein- und Ausschalter für die vier möglichen Empfängergruppen. Bei externer Abschaltung der Stromzufuhr speichert der Controller den letzten Zustand; bei Spannungswiederkehr oder Einschalten über die Fernbedienunung gibt es einen Softstart (schnelles Hochdimmen von 0 auf den gespeicherten Zustand).

Wenn man den Controller öffnet, findet man folgende Platine:
MiLight-PCB.jpg
Drauf ist im wesentlichen ein 78L05 Spannungsregler (5 V), ein weiterer Spannungsregler für 3,3 V, ein Baustein für die Funkschnittstelle, ein STM8S003F3P6 Mikrocontroller, ein CD4050BM Puffer und Leitungstreiber und fünf 09N03-MOSFETs für die Ausgänge.

Mit einem 24-V-Netzteil versorgt kann ich die RGB- und warmweiß-Stripes direkt an den Controller anschließen. Für den Fluter mit der Konstantstromquelle gilt das natürlich nicht. Als bekennender Transistorschaltungs-Laie ein wenig in der allwissenden Müllhalde gesucht und Tipps gefunden, man möge im Controller das 5-V-PWM-Signal am Gate der Ausgangsstufe abgreifen und mit einem 2N7000-Transistor das zum Kurzschließen des Dim-Eingangs verwenden. Zusätzlich war es noch notwendig, das PWM-Signal zu invertieren. Ich bin damit auf folgende Schaltung gekommen (hoffentlich korrekt; falls sich jemand auskennt und Korrekturen hat, bitte her damit):
Milight-Meanwell.png
Milight-Meanwell.png (7.1 KiB) 17582 mal betrachtet
Das PWM-Signal und GND habe ich an dem Ausgangs-Transistor abgegriffen, für die +5V war letztlich ein Beinchen des Leitungstreibers die bequemste Möglichkeit. Das ganze habe ich auf einem kleinen Schnipsel Streifenrasterplatine aufgebaut, die bequem noch in das Gehäuse des Mi-Light-Controllers passt:
Milight-Umbau.jpg
Ein chaotischer Versuchsaufbau, bei dem alles angeschlossen ist (24-V-Netzteil nicht im Bild):
Versuchsaufbau.jpg
Soweit funktioniert erst mal alles wie gewünscht. :D Die Deckenaufhängung könnte mir aber noch etwas Kopfzerbrechen bereiten... :oops:

-Handkalt
ustoni
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Fr, 03.02.17, 10:17

Sehr schönes Projekt!

Die Lötstellen an den LED-Streifen solltest Du allerdings nochmal überarbeiten. Bei den abgebildeten Lötstellen könnte es im Laufe der Jahre schon allein durch die normalen Schwankungen der Raumtemperatur zu Unterbrechungen kommen; und Du schreibst ja selbst, dass es sich dabei noch um "die besseren" Lötstellen handelt.

Wichtigstes Material zum Überarbeiten: Flussmittel, z.B.:
https://www.ersa-shop.de/product_info.p ... oeten.html

Zusätzlich brauchst Du - neben der Lötstation - nur noch einen feinen Pinsel zum Auftragen des Flussmittels und einige Zahnstocher aus Holz zum Fixieren der Drahtstücke.
Die Vorgehensweise ist einfach:

- Lötstation auf 370°C stellen (420° geht auch, aber nur mit ausreichend Erfahrung, da dann alles sehr schnell geht)
- auf die zu überarbeitende Lötstelle einen Tropfen Flussmittel auftragen
- mit einem Zahnstocher (eine Spitze flach aufgelegt) den Draht durch etwas Druck fixieren
- Lötspitze am feuchten Schwamm reinigen
- mit der Lötspitze ein klein wenig Lötzinn aufnehmen (das dient nur zur Erzeugung einer Wärmebrücke beim Löten; es wird kein zusätzliches Lötzinn zur Lötstelle hinzugefügt)
- Lötspitze mit Lötzinn und der flachen Seite auf die Lötstelle auflegen

Das vorhandene Lötzinn schmilzt dadurch auf und fließt durch das Flussmittel sauber entlang des Drahtes. Der eigentliche Lötvorgang sollte nicht mehr als ca. 2 Sekunden dauern.

Ich habe schon vergleichbare Lötverbindungen erstellt:
LEDs Verbindungen.jpg
dieterr
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Sa, 04.02.17, 16:48

Schöne Lampe. Und gut als Anregung weil eine Deckenleuchte steht bei mir auch noch an :)

Und ich glaube, ich weiß jetzt warum du nach der Negativform gefragt hast. :D Um die Kreise zu schneiden, hätte ich mir aber in dem Fall sicher nach einer Oberfräse geschaut, damit es schön rund wird. Da ich aber eine ähnliches Problem hatte, habe ich mir mit einer runden Schleifform ausgeholfen, sonst wäre der Kreis nie ein Kreis geworden.
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Mo, 06.02.17, 10:05

Danke für die Blumen und die Tipps. Das Flussmittel werde ich mir besorgen.

Bisher habe ich immer mit bleihaltigem "Fluitin"-Lötdraht (Flussmittel enthalten) gearbeitet und bin gut damit zurecht gekommen. Aber das hier war schon schwierig. Die erfolgreichste Vorgehensweise war übrigens: die Lötpads der Stripes dick verzinnen, eine geringe Menge Lötzinn auf die Spitze geben und damit das Drahtstück durch die Haftung des Metalls "frei schwebend" aufnehmen. Das erhitzte Drahtstück habe ich dann auf die vorbereiteten Lötpunkte aufgedrückt, die wieder aufschmelzen. Nur war da das Flussmittel schon verbraucht und oft die Frage. ob die Haftung des Drahts an den Lötpunkten oder an der Lötkolbenspitze stärker ist. Beim Wegnehmen des Lötkolben löst sich das ganze daher gerne wieder oder verrutscht. Außerdem sieht der Lötzinnrest in der Mitte des Drahtes doof aus.

Eine anderer Versuch war, das Drahtstück mit der Klinge eines Schraubenziehers mittig anzudrücken und dann die beiden Seiten anzulöten. Nur braucht man dafür leider drei Hände und das Andrücken funktioniert nur beim ersten Draht so wirklich gut, danach stören die schon vorhandenen.

ustoni: was mich wundert, sind die 370 bis 420°, ich glaube ich verwende nur 320. Oder lötest Du bleifrei?

dieterr: Bezüglich der Negativform fand ich es vor allem erstaunlich, dass die "Delle" der Kugelform so gut gelungen ist. Aber zum Kreis vielleicht noch die Frage, aus was der Rand besteht, der anscheinend mit Wäscheklammern zusammengehalten wird. Genau sowas habe ich auch mal mit einem flexiblen Kunststoffprofil aus dem Baumarkt versucht - aber das war viel zu starr, da kam ein Oval bei raus.

-Handkalt
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Mo, 06.02.17, 11:42

was mich wundert, sind die 370 bis 420°
Hängt von der Lötstation (und der Wärmekapazität der Lötspitze) ab. Je leistungsstärker / größer, desto geringer kann die eingestellte Temperatur sein. Wenn die Wärme schnell abgeleitet wird, nimmt man gerne erst mal eine höhere Lötspitzentemperatur. Nach dem ersten Kontakt der Lötspitze mit der Lötstelle hat die Lötspitze vmtl. nur noch knapp 300°C. Ich verwende als Flussmittel für solche Gelegenheiten klassisches Kolophonium (Löthonig):
http://www.pollin.de/shop/dt/MDI4OTUxOT ... _Tube.html
ustoni
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Mo, 06.02.17, 11:54

Oder lötest Du bleifrei?
Nein, ich verwende als Lötzinn Sn60Pb38Cu2 mit einer Schmelztemperatur von 190°C.
Du darfst die Lötspitzentemperatur nicht mit der Temperatur der Lötstelle verwechseln. Draht, Kupferpad und Lötzinn bilden zusammen eine thermische Masse, die insgesamt auf mehr als 190°C erhitzt werden muss, damit das Lötzinn sauber fließt. Hierzu wird diesen Komponenten mit der Lötspitze Wärme zugeführt; es fließt ein Wärmestrom zwischen Lötspitze und Lötstelle. Je höher die Temperatur der Lötspitze, desto größer ist der Wärmestrom und dementsprechend schneller erreichen alle Komponenten die erforderliche Temperatur.
Wenn die Lötkolbenspitze auf eine Temperatur von 370°C eingestellt ist, bedeutet das also nicht, dass die Lötstelle ebenfalls 370°C erreicht. Es bedeutet nur, dass Draht, Kupferpad und Lötzinn schneller die Fließtemperatur des Lötzinns erreichen. Anders ausgedrückt: der Lötvorgang wird beschleunigt. Natürlich darf die Lötspitze nur solange auf der Lötstelle verweilen, bis das Lötzinn geflossen ist. Erhitzt Du die Lötstelle auf 370°C, hat der Lötvorgang zu lange gedauert und Du hast was falsch gemacht.
Richtig ausgeführt und bei ausreichender Lötspitzentemperatur dauert ein Lötvorgang normalerweise etwa 2 Sekunden.

Beim Bestücken von Platinen stelle ich die Lötstation übrigens auf 360°C, da die thermische Masse der Lötstellen dort geringer ist. 320°C erscheint mir deutlich zu niedrig. Durch den geringeren Wärmestrom dauert der Lötvorgang viel zu lange. Auch wenn es sich zunächst paradox anhört: bei einer Lötspitzentemperatur von 320°C ist die Gefahr, ein Bauteil zu überhitzen, deutlich größer als bei einer Lötspitzentemperatur von 360°C. Das liegt ganz einfach daran, dass bei 320°C durch das langsamere Erhitzen der Lötstelle die Wärme viel mehr Zeit hat, in Richtung Bauteil zu fließen.

Den Draht mit einem Schraubendreher zu fixieren, ist übrigens keine gute Idee. Durch das Metall des Schraubendrehers entsteht eine weitere Wärmesenke, die der Lötstelle Wärme entzieht, diese also abkühlt. Probier es mal mit den oben erwähnten Holzzahnstochern. Damit habe ich gute Erfahrungen gemacht.
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Achim H
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Wichtig ist auch, dass der Lötkolben genügend Leistung hat, ansonsten kann die Temperatur nicht gehalten werden.
Empfehlenswert wären 80W oder mehr.

Meine Lötstation hat 48W und das ist schon arg wenig. Mir ist es schon passiert, dass das zugeführte Lot an der Lötstelle kleben blieb, weil die eingestellte Temperatur an der Lötspitze einbrach/zu schnell weg war (ich löte standardmäßig bei 370°C, bei großen + massiven Sachen auch höher (max. 450°C)).
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Mo, 06.02.17, 16:58

Ja, die "Delle" hat wirklich fast kugelform, ohne das Pendel-Konstrukt wäre das nicht möglich gewesen. An der eingegossenen Positivform war dennoch noch genug zu formen gewesen. Speziell der äußere Rand musste noch richtig runde werden. Das auf der Form ist übrigens PVC Abdeckleiste, gibt es in der Bucht in diversen Stärken und nicht nur in 3m Länge. Kommt schon gerollt und ist daher einfacher in nahezu Kreisform zu bringen.

Ich habe an meiner Weller-Lötstation diverse Lötspitzen, von der langen spitzenförmigen bin ich für die meisten Aufgaben abgekommen, zu wenig thermische Masse eben. Wenn die Spatelspitzezu groß ist, nehme ich eine kurze spitzenförmige, und fahre die Temperatur auch etwas hoch. Aber gerade so Lötungen von kleine Drahtstücken sind immer etwas knifflig, speziell wenn die Platine auch noch gut Wärme ableitet (was sie ja auch soll).
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Handkalt
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Mo, 13.02.17, 09:21

Teil 4: hängt sie höher

Zuletzt geht es jetzt an die Aufhängung der ganzen Konstruktion. Beim Leuchtring und Diffusor ist hier ja schon alles klar, den Fluter kann ich aber natürlich nicht an den COB-Lötstellen aufhängen. Hier habe ich richtig Glück gehabt und ganz schnell Schraubklemmen gefunden, die sich nach dem Abknipsen von zwei Ecken exakt zwischen zwei Lamellen des Kühlkörpers schieben lassen und von den Ecken am anderen Enge gehalten werden. Also solche Schraubklemmen auf die Fluter-Zuleitungen geschoben, die Leitungen einmal nach unten und wieder zurück durch den Kühlkörper geführt und mit den Schraubklemmen fixiert:
Zugentlastung Fluter unten.jpg
Zugentlastung Fluter seitlich.jpg
Wie ich fast schon vermutet habe, brauche ich übrigens keinen Ledil-Reflektor für den Fluter. Der hängt so nah an der Deckenplatte, dass der natürlich Abstrahlwinkel des COB-Moduls passt. Für die Deckenaufhängung habe ich eine weitere einseitig weiß beschichtete HDF-Platte gekauft, diesmal etwas stabiler mit 5 mm Stärke. Daraus wieder einen Kreis gesägt, mit ca. 78 cm Durchmesser noch etwas größer als der Diffusor. Um möglichst wenig Verluste beim Fluter zu haben, habe ich die Platte noch mit "Lichtverstärkender Folie" 3M Scotchcal 3635-100 beklebt. Anschließend noch die Löcher für die 3x2 + 2x1 Zuleitungen gebohrt (hier sieht man die Rückseite ohne die Folie):
Deckenplatte.jpg
Nachdem die Leitungen alle durchgefädelt waren und die richtige Länge eingestellt, war natürlich noch eine Zugentlastung auf der Deckenseite notwendig. Für den Fluter habe ich wieder zwei Schraubklemmen verwendet; beim Ring war noch ein schön breiter "Steg" zwischen den Leitungspaaren, wo ich einfach Holzspieße durchstecken konnte. 24-V-Netzteil, Konstanstromquelle und Controller habe ich mit Tesa Powerstrips fixiert, die überlangen Kabel mit Kabelbinder und selbstklebenen Halteplättchen. Für den 230-V-Anschluss gibt's noch Wagoklemmen:
Stromversorgung.jpg
An der Holzdecke hält das ganze einfach mit drei L-förmigen Schraubhaken. Hier noch ein Schnittbild, wie die Deckenplatte am Schraubhaken hängt, der Leuchtring über die Zuleitung an der Deckenplatte und der Diffusor mit Perlonschnur am Leuchtring:
Schraubhaken.jpg
-Handkalt
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Mo, 13.02.17, 15:23

Teil 5: Inbetriebnahme

Von links nach rechts: ausgeschaltet bei Tageslicht, nur 100% Kaltweiß, nur 100% Warmweiß.
Aus-CW-WW.jpg
Im RGBW-Betrieb ergibt sich noch ein interessantes Extra: wie ich oben schon geschrieben habe, dimmt der Controller hier CW und WW immer auf gleicher Stufe. Allerdings hat die Konstantstromquelle für den Fluter die Eingenschaft, dass sie minimal auf 6% herunterdimmen lässt, darunter schaltet sie komplett ab. Das ist hier gar nicht so schlecht, denn wenn ich den RGBW-Modus stark heruntergedimmt verwende (oder auch nur wenig Weiß zumische), führt das zu einer Art ganz einfachem Dim2Warm-Effekt. Hier mal ein paar Bilder nur RGB, RGB+WW, RGB+WW+CW:
RGB.jpg
Insgesamt bin ich sehr zufrieden, es hat alles geklappt und das Ergebnis ist so, wie ich mir das vorgestellt habe. Bei 2,50 m Raumhöhe bekomme ich am Boden in der Raummitte eine Beleuchtungsstärke von 200 Lux mit 100% CW oder 150 Lux mit 100% WW. Auch das passt prima.

Einkaufsliste:
4x LumiFlex Performer 35 warmweiß 59,60
Nichia Chip on Board Modul NFCWJ108B neutralweiß/kaltweiß 12,99
Meanwell LCM-25 Konstantstromquelle 29,90
Kühlkörper ModuLED9980-B 12,99
Mi-Light RGBWW-Controller FUT039 mit Fernbedienung 22,00
2x Transistor 2N7000 (Conrad Filialpreis) 0,54
3M Scotchcal 3635-100 (LEF) Lichtverstärkende Folie 1,2 m² 34,70
2m Billigst-RGB-Stripe (anteilig aus 10-m-Set) 7,20
Acrylplatte 1 m², 4 mm stark, schwach satiniert (aus Max-Bahr-Ausverkauf) 20,00
HDF-Platte 80x80 cm, 3 mm stark, einseitig weiß als LED-Stripe-Träger 4,00
HDF-Platte 80x80 cm, 5 mm stark, einseitig weiß als Deckenplattform 5,73
Schaltnetzteil 24 V / 1,5 A (aus eigenem Fundus)
Lautsprecherkabel (aus eigenem Fundus)
Kleinteile wie Streifenrasterplatine, Widerstand, Draht, Kabelbinder, Schraubklemmen, Wagoklemmen usw.
Verbrauchsmaterial wie Lötzinn, Arctic Silver Wärmeleitkleber usw.

Gesamtkosten ohne Fundusteile, Kleinteile, Verbrauchsmaterial und Versandkosten: 209,95 Euro. Spaß beim Selbstbau: unbezahlbar. :D

Es fällt auf: fast schon die Hälfte der Kosten machen alleine die LumiFlex-Stripes und die "Lichtverstärkende Folie" aus. Mit ein bisschen weniger Effizienz könnte man auf letztere ganz verzichten, die weiße Oberfläche der HDF-Platte würde es auch tun. Ich hatte die Folie aber schon gekauft, bevor mir das klar war. Und die LumiFlex sind letzlich ein Premiumprodukt im Bereich LED-Stripes und werden dementsprechend auch für einen Premiumpreis verkauft.

-Handkalt
Zuletzt geändert von Handkalt am Di, 14.02.17, 09:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Mo, 13.02.17, 17:29

Das mit der
Handkalt hat geschrieben:Lichtverstärkende Folie 1 m²[/url] 34,70
habe ich nicht kapiert. Ist das tatsächlich ein Reflektor mit 163% Effektivität, wie beworben? Das wäre ja wirklich toll :wink: So ganz verstehe ich den Vorteil noch nicht.

Ja, ne Lampe mit ww/kw schwebt mir auch noch vor. Aber ohne RGB. Das ist nicht meins. Aber klar, jeder so wie er es mag.
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Mo, 13.02.17, 19:48

habe ich nicht kapiert. Ist das tatsächlich ein Reflektor mit 163% Effektivität, wie beworben?

Nein.
Es gibt keine Materialen, die einen Wirkungsgrad von 100% oder mehr erreichen. Jede Reflektion ist mit Verlusten behaftet. Es ist aber denkbar, dass diese Folie eine 163% Steigerung der Reflektion gegenüber anderen Materialen ermöglicht. Laut Produktbeschreibung beträgt der Reflexionsgrad über 94%.

Andere Materialien mit einem hohen Reflektionsgrad:
Miro: 95%
Miro Silver: 98%
Makrofol LM903: 97%
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Di, 14.02.17, 08:55

Richtig, das ist einfach eine reinweiße, matt streuende Folie mit einem sehr hohen Reflektionsgrad.

Ich habe recht lange gesucht, welche Produkte dieser Art (matt weiß mit möglichst hohem Reflektionsgrad, dabei nicht spiegelnd, sondern streuend) es auf dem Markt gibt und wie man rankommt. Gefunden habe ich neben dem Scotchcal 3635-100 und dem erwähnten Makrofol LM903 noch Optical PTFE, was mit 98% angegeben ist, sowie White97/White98 Film mit angegebenen 97 bzw. 98%.

Von White97 konnte ich mir ein Muster besorgen, dessen Beschaffenheit mich aber sehr verwundert hat. Entgegen meiner Erwartung bei der Bezeichnung "Film" fühlt sich das Material überhaupt nicht wie eine Folie an, sondern faserig, fast wie Recyclingpapier. Es besteht aus mehreren "Schichten", die man begrenzt sogar auseinanderreißen kann (habe ich versucht, weil ich zuerst gerätselt habe, ob da vielleicht eine Schutzfolie drauf ist). Auch sieht es (subjektiv) nicht reinweiß aus, sondern wie mit einem minimalen Hauch Chamois getönt. Hier mal ein Foto, wo ich das Muster in meiner Leuchte angebracht habe (links White97, rechts Scotchcal 3635-100):
white97.jpg
Entgegen der angegebenen Reflektionswerte von 94% vs. 97% kommt mir subjektiv die Scotchcal-Seite heller und weißer vor. Das kann natürlich auch täuschen, weil das White97 vermutlich besser streut (geringerer Leuchtdichtefaktor). Ich zweifle trotzdem immer noch, ob das Muster wirklich korrekt ist, oder ob ich hier versehentlich ein anderes Material erhalten habe.

Letztlich ist das aber ziemlich egal, weil Scotchcal 3635-100 das einzige Material war, von dem ich Bezugsquellen für Privatkunden und Kleinmengen gefunden habe (wenn auch nicht gerade billig). An die anderen Folien kommt man nicht so einfach ran.

-Handkalt
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Di, 14.02.17, 18:56

Achim H hat geschrieben:Es gibt keine Materialen, die einen Wirkungsgrad von 100% oder mehr erreichen.
Schade, dafür hätte ich richtig Bedarf :D Ich mache mir 'ne Röhre daraus, strahle auf einer Seite mit 'ner 100lm Leuchte rein und nach 10 facher Reflektion kommen 1100lm raus. Sorry, das war (nochmals) als Witz gemeint.
Achim H hat geschrieben: Es ist aber denkbar, dass diese Folie eine 163% Steigerung der Reflektion gegenüber anderen Materialen ermöglicht.
Genau das war mein Kritikpunkt: andere Materialien. Mein Auto verbraucht auch 10% weniger - gegen was ist nur die Frage?
Achim H hat geschrieben:Andere Materialien mit einem hohen Reflektionsgrad:
weiße Dispersionsfarbe, matt? Dagegen hätte mich der Vergleich am meisten interessiert. Ich bin nämlich generell auf der Suche nach Möglichkeiten eine mattweiße, hoch reflektive Oberfläche zu bekommen. Und, da Bariumsulfat bei mir in der Regel ausscheidet :D ist die Methode der Wahl eben Dispersionsfarbe.
Achim H hat geschrieben:
Miro: 95%
Miro Silver: 98%
Oberflächen mit hohem Reflexionsgrad und gerichteter Reflexion zählen hierbei nicht, bei Totalreflexion am Prisma bekomme ich ja auch (nahezu) 100%
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Di, 14.02.17, 21:03

Ich bin nämlich generell auf der Suche nach Möglichkeiten eine mattweiße, hoch reflektive Oberfläche zu bekommen.
Es gibt doch diese 'Leinwandfarbe' (Beispiel: http://www.combuymania.de/index.php?cPath=24 ). Ob die allerdings wirklich viel besser ist als normale Wandfarbe weiß ich nicht. Und billig ist das Zeug auch nicht :(
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Mi, 15.02.17, 08:55

Borax hat geschrieben:'Leinwandfarbe' (Beispiel: http://www.combuymania.de/index.php?cPath=24 )
Auch eine interessante Sache. Es kommt aber darauf an, was man erreichen will, denn laut der verlinkten Seite: hat die Leinwandfarbe eine "ausgezeichnete Leuchtdichte (Gain Faktor)". Das heißt, sie streut das einfallende Licht nicht breit in alle Richtungen, sondern reflektiert es in einem engen Winkel. Zumindest für meine Anwendung wäre das nicht gewünscht.

-Handkalt
Borax
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Mi, 15.02.17, 09:50

Das heißt, sie streut das einfallende Licht nicht breit in alle Richtungen, sondern reflektiert es in einem engen Winkel.
Das würde ich nicht so verstehen. Besonders eng kann/darf der Winkel nicht sein. Sonst wäre ja auch der Betrachtungswinkel für die 'Leinwand' entsprechend eingeschränkt (ähnlich wie bei einem TFT Monitor). Das würde aber kein Kino akzeptieren...
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Handkalt
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Mi, 15.02.17, 11:44

Das ist völlig richtig, der Betrachtungswinkel wird damit eingeschränkt. Ob man das will oder nicht, hängt von den Gegebenheiten vor Ort ab. Wenn man einen schmalen, langen Raum hat (viele Reihen hintereinander mit wenigen Sitzen nebeneinander) und einen lichtschwachen Projektor hat, ist es sinnvoll. Bei einem breiten, kurzen Raum mit lichtstarkem Projektor wäre es völlig falsch. Vor allem bei Diaprojektoren und schlappen Beamern für den Hausgebrauch wurden früher häufig solche Leinwände mit "hohem Gain-Faktor" verwendet.

Oben habe ich schon mal den Artikel Leuchtdichtefaktor verlinkt, da wird es ausführlich erläutert.

-Handkalt
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